Haiti ist eines der ärmsten Länder der Welt, der Lebensstandard der Bevölkerung ist sehr niedrig. Die soziale und medizinische Versorgung ist unzureichend, mehr als 80 % der Menschen leben in großer Armut. Die Folgen sind eine extrem hohe Säuglingssterblichkeit (fast 74 auf 1 000 Geburten) und eine niedrige Lebenserwartung von durchschnittlich 53 Jahren. Das Bevölkerungswachstum liegt bei 1,6 %. Der hohen Geburtenrate von durchschnittlich fünf Kindern je Haitianerin steht eine ebenfalls hohe HIV-Infektionsrate gegenüber (5,6 %). Trotz bestehender Schulpflicht liegt die Alphabetisierung bei nur etwa 53 %.
Geographie
Die Republik Haiti umfasst das westliche Drittel der Antilleninsel Hispaniola. Im Osten grenzt Haiti an die Dominikanische Republik, im Süden an das Karibische Meer und im Norden an den Atlantik. Im Westen trennt die rund 95 km breite Windwardpassage Haiti von der Insel Kuba. Mit einer Fläche von 27 750 km² ist das Land etwa so groß wie Albanien. Zum Staatsgebiet gehören auch die Inseln Vache, Grande Cayemite, Gonâve und Ile de la Tortue (Tortuga).
Haiti ist das gebirgigste Land im karibischen Raum. Zwischen den einzelnen Gebirgszügen gibt es nur wenige größere Ebenen, wie z.B. die Plaine du Nord und das etwa 300 m hohe Plateau Central im Süden. Zwei Halbinseln umfassen den rund 120 km breiten Golf von Gonâve. Die nördliche Halbinsel wird vom Massif du Nord, die südliche vom Massif du Sud und dem Massif de la Selle durchzogen. Hier liegt die höchste Erhebung des Landes, der Pic de la Selle mit 2 680 m.
Der längste Fluss des Landes ist der Artibonite, der in der Dominikanischen Republik entspringt und nach einer Länge von rund 170 km in den Golf von Gonâve mündet. An der Südostgrenze Haitis liegt in der Cul-de-Sac-Ebene der Etang Soumâtre, ein stark salzhaltiger See.
Die Hauptstadt Port-au-Prince liegt am Südostende des Golfs von Gonâve.
Bevölkerung
Etwa 8,12 Millionen Menschen leben in der Republik Haiti, weitere 3 Millionen Haitianer befinden sich im Ausland. Die größte Stadt ist die Hauptstadt Port-au-Prince, in deren Großraum etwa 2,5 Millionen Menschen leben. Weitere Städte sind z.B. Cap-Haïtien mit etwa 113 500 Einwohnern und Gonaïves mit etwa 65 000.
Die größte Bevölkerungsgruppe mit rund 95 % sind die Nachkommen schwarzafrikanischer Sklaven, Mulatten (Mischlinge aus Schwarzen und Weißen) machen rund 4,9 % der Bevölkerung aus. Das Christentum ist die vorherrschende Religion: rund 80 % sind Katholiken, weitere 16 % gehören protestantischen Gemeinden und Sekten an. Der Voodoo-Kult ist weit verbreitet und wird oft parallel zum Christentum praktiziert.
Die beiden offiziellen Amtssprachen in Haiti sind Französisch und Kreolisch, eine Mischung aus Französisch und afrikanischen Dialekten. Französisch wird nur von knapp 10 % der Bevölkerung verwendet, die meist der Oberschicht angehören.
Ökonomie
Jahrzehntelange Diktatur, Korruption, Bürgerkriege und Naturkatastrophen wie das schwere Erdbeben von 2010 haben Haiti an den Rand des wirtschaftlichen Ruins gebracht. Fast 60 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, die Arbeitslosenquote liegt bei geschätzten 65 %. Damit ist die Republik das ärmste Land der westlichen Welt.
Knapp zwei Drittel der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Dieser Sektor trägt fast 30 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Subsistenzwirtschaft überwiegt, angebaut werden z.B. Mangos, Bananen, Maniok, Süßkartoffeln, Reis und Hirse. Für den Export werden Kaffee und Zuckerrohr kultiviert. Nahrungsmittel müssen in großem Umfang importiert werden.
Die Industrie ist nur schwach entwickelt und konzentriert sich auf die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Zuckerraffinerie). Weitere Bereiche sind Textil-, Baustoff- und Leichtindustrie (Montage vorgefertigter Teile). Der Tourismus spielt auf Grund der angespannten politischen Lage keine Rolle.
Beim Import (Nahrungsmittel, Brennstoffe, Industriegüter, Maschinen, Fahrzeuge) und beim Export (Textilien, Öle, Kakao, Mangos, Kaffee) sind die USA wichtigster Handelspartner.
Das Straßennetz umfasst insgesamt rund 4 100 km, davon ist etwa ein Viertel asphaltiert. Wichtigster Hafen ist Port-au-Prince, hier gibt es auch einen internationalen Flughafen.
Währung ist der Gourde (= 100 Centimes).
Quelle: www.laender-lexikon.de/Haiti
Projektstandort der Klinik Pou Nou in Jacmel, Haiti
Die Errichtung der Krankenstation soll den Anwohnern in der Umgebung die Möglichkeit geben grundlegende ärztliche Vorsorge zu empfangen und bei kurzen stationären Aufenthalten einen Raum zur Heilung zu geben. Es werden preisreduzierte und kostenlose Behandlungen angeboten. Gleichzeitig werden in der als gemeinnützig deklarierten Krankenstation Informationen über Infektionen, Krankheiten, Schwangerenvorsorge und aktuelle Krankheitserscheinungen bereitgestellt und vermittelt. Die zukünftigen Patienten, werden von einem Arzt und einer ausgebildeten Krankenschwester betreut. Das Team und die geplante Krankenstation sind der Bestandteil einer Erweiterung des äußerst schwachen medizinischen Angebots im Vorort.
Für die Studierenden verbessert sich durch die Teilnahme an derartigen Projekten die Berufseinstiegschancen und sie lernen fachbereichsübergreifend zu Denken und zu Arbeiten.
Finanziert werden die Projekte durch Spenden, Fördergelder und Einnahmen aus Benefizveranstaltungen.
2016: Vorortrecherche für den Bau der Klinik Pou Nou
Im Frühjahr 2016 stellten der projektleitende Prof. Dr. Claus Diessenbacher sowie der Mitarbeiter und Vorstand des Mirador e.V. Michael Bieler das neueste gemeinnützige Bauprojekt interessierten Studierenden an der Hochschule Anhalt vor.
Ziel war es interessierten und engagierten Studierenden die Möglichkeit zu geben an einem praktischen und innovativen Bauprojekt teilnehmen zu lassen.
Nachdem sich sehr schnell ein studentisches Team formiert hatte begannen die Planungen mit einer Vorortrecherche nach Haiti, um die örtlichen Gegebenheiten zu erkunden.
Zurück in Deutschland konnten die ermittelten Grundlagen verwendet werden um erste Entwürfe für eine Krankenstation zu erstellen.
Im ständigen Kontakt mit den Partnern in Haiti wurden alle Planungsstände gemeinsam kommuniziert und bearbeitet.
Nachdem die Planungen für das Gebäude abgeschlossen werden konnten, ging es an die Bauvorbereitung. Dazu gehört unter anderem die Erstellung eines Bauablaufplanes, Planungen für Material- und Personeneinsatz und die handwerkliche Vorbereitung mit einem Maurerworkshop.
Der Karibikstaat Haiti ist das ärmste Land in der westlichen Hemisphäre. Der erste unabhängige Staat Lateinamerikas wird von regelmäßigen Hurrikans und starken Erdbeben heimgesucht. Darüber hinaus beeinträchtigen unstabile und massiv korrupte Regierungen den Aufbau einer zufriedenstellenden Infrastruktur erheblich.
Die südlich der Hauptstadt Port-au-Prince gelegene Kleinstadt Jacmel steht als Beispiel für die schlimme Lage in Haiti. 2010 erschütterte hier ein sehr starkes Erdbeben die Region. In Folge dessen zogen viele der Einwohner aus ihren zerstörten Häusern in die Außenbezirke von Jacmel, um in eigentlich für eine temporäre Zeit geplante Zelte und Baracken unterzukommen
In den so in kürzester Zeit entstandenen Vororten gibt es bis heute keine medizinische Infrastruktur.
In Kooperation mit dem Verein „Haiti-Nothilfe e.V.“ entschlossen sich die Studierenden der Hochschule Anhalt auf dem Grundstück des von dem Verein gegründeten Waisenhaus FMCS (Foundation „Make Children Smile“) eine Krankenstation für die dortige Nachbarschaft zu errichten.
Besonderheit bei diesem Projekt war es, Kinder und Jugendliche des Waisenhauses in die Bauabläufe einzubinden. Da es auch in Haiti kein Ausbildungssystem gibt, nahmen die jungen Menschen das Angebot zur Aneignung von handwerklichen Fähigkeiten liebend gern an. So halfen sie bei dem Mischen von Mörtel und Beton, beim Mauern und Streichen von Wänden oder während der Herstellung des Ringankers. Sogar an detaillierten Holzbauarbeiten waren sie sehr interessiert. So setzten die Jugendlichen ihre erlernten Fähigkeiten im Laufe des Projektes beim Bau von Möbeln ein.
Die Unterhaltung eines Waisenhauses wird naturgemäß von hohen Kosten begleitet. Um eine kleine alternative Unterstützung zu bieten, errichteten die Projektteilnehmer zudem einen Schulgarten für den Anbau von Obst und Gemüse sowie ein Hühnergehege für eine ergänzte Ernährung.
Grundlegend zeichnete sich dieses Projekt vor allem in der großartigen Zusammenarbeit nicht nur untereinander, sondern auch zwischen den An- und Bewohnern des Waisenhauses und des studentischen Projektteams aus.
Für einen nachhaltigen Betrieb der Klinik Pou Nou akquiriert der gemeinnützige Verein: Haiti-Nothilfe e.V. aus Münster Spenden und Patenschaften.
Auf der Website www.gesundheitszentrum-haiti.de können Interessierte weitere Informationen über die Notfallambulanz bekommen und mit Ihrer Unterstützung helfen.