Das Bruttoinlandsprodukt Guatemalas betrug im Jahr 2009 etwa 37 Milliarden Dollar, wovon nach Angabe der WHO 5% in die öffentliche Gesundheit investiert wurde. Im Vergleich dazu wurden 2009 in Deutschland etwa 10% des Bruttoinlandprodukts von etwa 3.352 Millirarden Dollar für die öffentliche Gesundheit aufgewendet. Die Lebenserwartung in Guatemala beträgt im Durchschnitt 70,8 Jahre und ist somit deutlich geringer als etwa in Deutschland mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren.
Die geringen Investitionen in das Gesundheitssystem haben zur Folge, dass der Zugang zu medizinischen Einrichtungen, insbesondere für die ländliche Bevölkerung, im Allgemeinen sehr schlecht ist. Oft haben die Menschen weite Entfernungen zurückzulegen, um das nächste Krankenhaus erreichen zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Straßen weder asphaltiert, noch planiert sind. Motorisierte Fortbewegungsmittel sind vor allem auf dem Land nur selten vorhanden.
Hinzu kommt der oft unzureichende Zustand diverser Infrastrukturen, im Besonderen der Sanitäranlagen und der Trinkwasserversorgung. Defizite in diesem Bereich sowie die oft chronische Mangelernährung und fehlende Präventivmaßnahmen führen zu den, laut einem ENSMI-Bericht typischen Krankheitsbildern, zu welchen Infektionskrankheiten, chronische Atemwegserkrankungen und Diarrhö zählen.
In der Projektregion Chocruz wohnen vorwiegend indigene Menschen. Wie in vielen Teilen des Landes werden sie sozial und ökonomisch benachteiligt, was zu Spannungen zwischen der indigenen und der nicht-indigenen Bevölkerung führt. Das Erwerbseinkommen der Indigenen, hauptsächlich bäuerlichen Gesellschaft ist im nationalen Durchschnitt sehr gering.
Kulturelle Unterschiede und die traditionelle Einstellung der indigenen Bevölkerung – zum Beispiel die Geburt im eigenen Haus ohne medizinische Betreuung – verhindern die Versorgung bei gesundheitlichen Problemen. In Gesprächen mit einheimischen Ärzten, der Bevölkerung und lokal aktiven NGOs hat sich heraus gestellt, dass indigene Menschen schlechter behandelt werden. Häufig begegnet medizinisches Personal diesen marginalisierten Minderheiten mit Arroganz und diskriminierendem Verhalten. Die Akzeptanz und das Vertrauen in medizinische Einrichtungen vor allem unter der Bevölkerung der Bergregionen ist dem entsprechend sehr gering.
Durch Gespräche mit der lokalen Bevölkerung und NGOs in Guatemala stellte sich heraus, dass die Frauen und Männer keine gleichberechtigte Stellung in der Gesellschaft und innerhalb der Familie einnehmen. Durchschnittlich vier Kinder pro Frau in Guatemala und bis zu acht Kinder pro Frau in unserer Projektregion bedeutet eine starke Definition der Frau über die Familie und weniger über die persönlichen Vorstellungen. Neben der zunehmenden familiären Belastung der Frau durch die Familie steigt auch das gesundheitliche Risiko durch jede Geburt, da Kinder nicht selten bis ins hohe Alter geboren werden.
Die Angaben zur Kindersterblichkeit pro 100 Geburten bis zum fünften Lebensjahr schwanken zwischen 3,2 und 6,1 Kindern von 100 Lebendgeborenen. In der Projektregion Totonicapan beträgt die Sterblichkeit von Kindern unter 5 Jahren laut ENSMI Bericht 5,8% und ist somit deutlich höher als etwa in Deutschland mit 0,4% oder dem nördlichen Nachbarn Guatemalas Mexiko mit 1,7%.
Vor allem das sehr starke Stadt-Landgefälle im Bereich des Zugangs zu Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, in welchem auch die Unterrückung der indigenen Minderheiten durch die urbane Mehrheitsgesellschaft zum Ausdruck kommt, hat die Aktiven von Mirador bewogen, sich in der unzugänglichen aber dicht besiedelten Bergregion um Chucruz zu engagieren. Die Mitglieder Miradors wünschen eine Stärkung der Position der lokalen Indigenen und langfristig eine größere Selbstbestimmtheit der Einwohner, insbesondere der Frauen von Chocruz. Dieses Ziel soll vor allem unter Einbeziehung partizipatorischer Maßnahmen im Prozess der Errichtung und Inbetriebnahme der Notfall- und Schwangerenklinik in dem Ort erreicht werden.
Geographie
Guatemala liegt in Zentralamerika und wird im Norden von Mexiko und im Süden und Südosten von Honduras und El Salvador begrenzt. Im Osten grenzt es an Belize sowie an den Golf von Honduras. Im Südwesten verfügt es über eine lange Küste am Pazifik. Das Relief der südlichen Landeshälfte ist durch die bis zu 4.300 Meter hohe Nordamerikanische Kordillere geprägt. Diese ist alpidisch und zeichnet sich besonders in Zentralamerika durch starke vulkanische und seismische Aktivitäten aus. In der nördlichen Landeshälfte erstreckt sich ein weites Tiefland.
Klima, Böden und Vegetation
Vor allem im Flachland herrschen ganzjährig feuchttropische Bedingungen, wobei vor allem der Küstenstreifen zum Pazifik hin mit seinen vulkanischen Böden als besonders fruchtbar gilt. Im nördlichen Landesteil befinden sich hingegen ausgedehnte Regenwälder, welche eine sehr hohe Artenvielfalt aufweisen. Agrarwirtschaft wird hier vor allem in Form von Brandrodungswanderfeldbau betrieben, um die Regeneration der sehr nährstoffarmen Böden zu gewährleisten. Das Hochland ist im Auslauf zum nördlichen Tiefland sehr trocken und durch Savannenvegetation, stellenweise aber auch durch Mischwälder geprägt. In der südlichen Hochland- und Gebirgsregion herrschen feuchte, kalttropische Klimate vor, welche gute Bedingungen für die Landwirtschaft schaffen.
Bevölkerung
Entsprechend der klimatischen Voraussetzungen ist die Bevölkerungsdichte in den niedrigen Regionen des südlichen Gebirgs- und Hochlandes sowie an der Pazifikküste am höchsten. Ein Großteil der etwa 14 Millionen Guatemalteken lebt in der Hauptstadt Guatemala City, welche mit offiziell 1,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes ist. Sie liegt im südlichen Teil Guatemalas mitten in der Zentralamerikanischen Kordillere. Etwa die Hälfte aller Guatemalteken ist europäischer Abstammung oder hat zumindest einige Vorfahren europäischer Herkunft. Weitere 40 Prozent sind Indigene, zumeist Maya. Auf die restlichen 10 Prozent einfallen verschiedene Minderheiten, wie die der in Guatemala lebenden Kariben und Afroamerikaner sowie die asiatisch stämmigen Garifuna. Gesprochen wird vor allem Spanisch, wobei weitere sieben Sprachen offiziell anerkannt sind, darunter auch Quiché. Allerdings gibt es im Land weit über 50 verschiedene Sprachen, wobei allein die Hälfte diverse Mayasprachen und -idiome sind. Deren Nichtanerkennung bedeutet, dass eine große Zahl von Minderheitensprachen und damit auch die mit ihnen verbundenen Sprecher und deren Kultur von Staatsseite ausgegrenzt werden.
Ökonomie
Guatemala ist sozio-kulturell, vor allem aber ökonomisch sehr heterogen. Es gibt eine relativ breite wohlhabende urbane Mittelschicht aber auch sehr ausgeprägte Armut vor allem auf dem Land und im periurbanen Raum. Etwa 56 Prozent der Guatemalteken lebt unterhalb der Armutsgrenze, wobei davon in erster Linie Indigene betroffen sind. Ihren Existenzunterhalt sichern die meisten Indigenen durch Subsistenzwirtschaft oder in der Agrarexportwirtschaft. Für die Wirtschaft des Landes sind des Weiteren auch eine mäßig ausgeprägte Industrie sowie immer mehr der Tourismus von Bedeutung.
Projektstandort der Clinica in Chocruz, Guatemala
Der selbsttragende Betrieb einer Einrichtung, die der Bevölkerung in und um Chocruz eine medizinische Grundversorgung sowie Informationen über Gesundheit, Hygiene und Familienplanung anbietet, ist das Ziel des Projektes.
Die medizinische Grundversorgung umfasst die Vorsorge von Krankheiten z.B. durch Impfungen und die Behandlung der typischen Krankheitsbilder. Dazu werden Medikamente und medizinisches Personal bereitgestellt. Ziel ist es langfristig die Gesundheitssituation in der Projektregion zu verbessern und die Schwangeren- und Kindersterblichkeit zu senken.
Informationsveranstaltungen in der Klinik haben die Ziele, die Bevölkerung über medizinische Themen zu informieren und für medizinische Einrichtungen und Behandlungen zu sensibilisieren. Besonders Frauen und gegebenenfalls auch Männern bieten Informationsveranstaltungen die Möglichkeit der Familienplanung sowie der Beratung zu Verhütungsmöglichkeiten. Aber auch Themen wie Ernährung, Hygiene und und biologische Zusammenhänge sind Bestandteile der Informationsveranstaltungen.
Studenten der Hochschule Anhalt waren in der Planung und vor allem in der Umsetzung des Projektes maßgeblich beteiligt. Neben den berufspraktischen Erfahrungen bedeutet die Teilnahme an einem derartigen Projekt für die Studenten einen enormen Zuwachs an persönlichen Erfahrungen. Besonders die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Einheimischen fördert den interkulturellen Austausch.
Die für die Behandlungen und Medikamente anfallenden Kosten werden von Mirador getragen. Nach Gesprächen mit ansässigen NGOs werden die Patienten an den Kosten für die Medikamente beteiligt, da dies eine Garantie dafür ist, dass verordnete Medikamente auch eingenommen werden. Auf Grund der Mittellosigkeit der Bevölkerung werden auch Sachwerte (wie Eier und Mais) oder Dienstleistungen (Mitwirken beim Ausbau der Station) in Betracht gezogen.
2011: Vorortrecherche für den Bau der Clinica Chocruz
Ein wichtiger Bestandteil der Planung des Projekts war die Vorortrecherche 2011. Ein Gruppe Miradorianer hat sich mit dem Ziel, die lokalen Verhältnisse persönlich in Augenschein zu nehmen, auf den Weg nach Guatemala gemacht.
Hier ein kurzer Bericht:
Nur eine sehr holprige Straße führt hinauf in das Bergdorf Chocruz. Die 10.000 Einwohner des Ortes im Nordwesten Guatemalas besitzen keine eigenen motorisierten Fortbewegungsmittel. Der Weg in die nächste größere Stadt Momostenango dauert 30 Minuten – mit dem Auto. Ohne ist er für viele zu weit. Womit ein Großteil der Bewohner von Chocruz von der regelmäßigen Versorgung in einem Krankenhaus abgeschnitten ist.
Sechs Mitglieder des Mirador e.V sind nach Guatemala gereist, um vor Ort für das jüngste Projekt des Vereins Recherchen anzustellen.
In den fünf Wochen in den Bergen des zentralamerikanischen Staates haben wir wichtige Informationen über das Grundstück, die Region, die medizinische Versorgung und den Bauvorbereitung erhalten. Dabei konnten wir unsere Partnervereine ZUKUNFT FÜR KINDER – ALDEA LAURA e.V. und FUTURO PARA NIÑOS GUATEMALA ALEMANIA und deren Vertreter vor Ort kennenlernen. Wir haben das Grundstück vermessen, wir sind die Bauwege abgefahren und haben die Materialien lokalisiert und recherchiert. Wir haben das Projekt der Gemeinde in Chocruz vorgestellt, woraufhin uns die Unterstützung von der Gemeinde zugesichert wurde. Wir lernten viel über das guatemaltekische Gesundheitssystem, haben Vertreter der Gesundheitsbehörden vor Ort und überregional getroffen. Es wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen uns und der medizinischen Fakultät der Universität in Quetzaltenango getroffen: Voraussichtlich werden ein bis zwei guatemaltekische Medizinstudenten in der Krankenstation einen Teil ihres praktischen Jahres absolvieren. Eine Kooperation mit deutschen Universitäten und deren Medizinstudenten ist in Planung. Wir haben Ärzte getroffen, die uns über Krankheitsbilder, medizinischer Versorgung allgemein und den finanziellen Aufwand informiert haben. Dabei war die Hilfsbereitschaft vor Ort überwältigend. Wir haben es geschafft, zwei ehemalige Schülerinnen aus der Schule von ALDEA LAURA und FUTURO PARA NIÑOS für eine Hebammenausbildung ab Mai 2011 zu gewinnen. Die Ausbildung soll grundlegende medizinische Kenntnisse vermitteln und die Mädchen auf ihre Arbeit in unserer Station ab April 2012 vorbereiten. Die Ausbildung übernimmt Hanna Freiwald von ASOCIACIÓN MANOS ABIERTAS, eine deutsche Hebamme, die bereits seit 20 Jahren in Guatemala lebt und zwei Geburtshäuser leitet. Wir konnten viele weitere wunderbare Kooperationspartner in Guatemala für unser Projekt gewinnen und haben somit den Weg für den Bau und die Nutzung der Krankenstation ebnen können.
Im Juli 2011 gründeten ehemalige Studierende und Mitarbeiter der Hochschule Anhalt, aber auch Freunde und Interessierte aus den bisherigen Projekten, den gemeinnützigen Verein „Mirador“.
Das Ziel der Vereinsgründung war es, weitere studentische Bauprojekte an der Hochschule Anhalt zu gewährleisten, gewonnene Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit zu erhalten und an die nächste Generationen weiterzugeben.
So initiierten die frischen Gründungsmitglieder das „Gamma“- Projekt. Durch einen befreundeten Kontakt zu einer Schule in der sehr unterentwickelten Bergregion Chocruz, im zentralen Guatemala, entstand die Idee für ein neues Projekt. In der Region um Chocruz, nahe der Kleinstadt Momostenango, leben vor allem die Nachfahren der alten Majakultur. Leider wird die indigene Bevölkerung vom guatemaltekischen Staat systematisch unterdrückt und von infrastruktureller Entwicklung ihrer Dörfer benachteiligt.
Nach einer ersten Vorortrecherche in Guatemala stellten die Vereinsmitglieder und Studierenden der Hochschule Anhalt fest, dass es keine medizinische Versorgung im Umkreis von zwei Stunden Fußmarsch – und über Stock und Stein – gibt.
Somit wurde in einer Kooperation mit der Schule „Aldea Laura“ in Chocruz und dem Mirador e.V. in Leipzig die Idee einer Gesundheits- und Geburtsambulanz geboren.
An der Hochschule Anhalt fand sich wieder schnell ein motiviertes studentisches Team, welches diese Projektidee unterstützte und sofort mit der Spendenakquise und dem Entwurfsprozess begann.
Zwei weitere Kooperationen sind besonders hervorzuheben. Zum einen die Zusammenarbeit mit der Hochschule Rhein-Waal, deren Studierende ein nachhaltiges Abwassersystem entwarfen und vor Ort umsetzten. Zum anderen erklärte sich die deutsche Botschaft in Guatemala bereit sämtliche medizinische Einrichtung für die Ambulanz zu finanzieren.
Somit wurde der Grundstein gelegt die medizinische Versorgung in der Region Chocruz zu verbessern und um einen Ausbildungsort für Krankenschwestern, Pfleger und Hebammen zu schaffen.
Noch heute helfen die Mitglieder des Mirador e.V. bei der Finanzierung von Gehältern und Medikamenten.
Seit Juli 2012 ist die Geburts- und Notfallambulanz in Betrieb. Mittelfristig Ziel ist, die Ambulanz in die Trägerschaft des lokal guatemaltekischen Vereins Kayibal zu übergeben. Der Verein wurde Anfang 2013 gegründet, mit dem Ziel, die Ambulanz in Chocruz selbstständig zu verwalten und zu finanzieren. Er besteht aus den Angestellten der Ambulanz, den Hebammen Olga und Pati sowie der Verwalterin Marilu. Zusätzlich engagieren sich zwei Lehrer der Schule in Chocruz, die Vereinsziele umzusetzen.
Frauen in der Region Chocruz gebären nicht selten acht bis zehn Kinder, fast immer ohne medizinische Betreuung. Die Mütter-und Säuglingssterblichkeit ist dementsprechend hoch. Bei Komplikationen während der Geburt kommt oft jede Hilfe zu spät. Auch der Fußweg in die 30km entfernte Klinik ist bergig und aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse in Notfallsituationen kaum zu bewältigen. Aus diesem Grund war es uns ein besonders wichtiges Anliegen, die Ausbildung von zwei lokaler Frauen zu Hebammen für unsere Klinik zu begleiten und finanziell zu unterstützen.
Erfolgreich beworben haben sich Olga und Patricia. Beide stellen sich jeweils in einem Brief (übersetzt ins Deutsche) vor.
>> Pati >> Olga
Die Ausbildung der beiden Hebammen für unsere Ambulanz begann im Mai 2011 in Guatemala und dauerte über ein Jahr. Dafür kooperierte Mirador mit dem guatemaltekischen Verein „Asociación Manos Abiertas“. Unsere Hebammenschülerinnen Patricia Yolanda Tzoc Velásquez und Olga Marina Xiloj Velásquez waren zu Beginn Ihrer Ausbildung 20 Jahre alt und kommen aus der Gemeinde Chocruz. Als Einheimische genießen sie das Vertrauen der Bevölkerung und sprechen neben der spanischen auch die ortsübliche indigene Sprache Quiché.
Im Gesundheitszentrum von „Asociación Manos Abiertas“, geleitet von Hannah Freiwald, wurden die jungen Frauen im medizinschen Bereich, aber auch in traditionellen Behandlungsmethoden und Heilmitteln unterrichtet. Letzgenannte spielen in ländlichen Gebieten – wie unserer Projektregion – eine besondere Rolle. Pati und Olga bieten seit Juli 2012 in der von Mirador errichteten Ambulanz einfache Gesundheitsversorgung, vorgeburtliche Kontrolluntersuchungen sowie Beratungen zu Gesundheit, Hygiene und Familienplanung an.
Mirador hat in die Kosten für die Ausbildung (150€/Monat) und Unterkunft (80€/Monat) übernommen. Die Gesamtkosten für die Ausbildung beider Hebammenschülerinnen betrugen etwa 6.440 Euro.
Mirador dankt noch einmal ausdrücklich allen Förderern und Helfern, die es möglich gemacht haben, Pati und Olga auf ihrem Weg zu unterstützen!!
Das Ultraschallgerät ist in Guatemala angekommen und wurde von Sigrun Zuehlke im Namen von Mirador an Manos Abiertas und unseren Hebammen Olga und Patricia übergeben. Hannah Freiwald von Manos Abiertas ist eine erfahrene Hebamme und hat Olga und Patricia in ihrer Ausbildung fachkundig in der Nutzung des Geräts unterwiesen und den praktischen Einsatz vorgeführt.
Seither ist das Gerät erfolgreich in Gebrauch.
Auch an dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank für die Unterstützung durch Siemens und Vivantis, die es möglich macht, in unserer Klinik in Chocruz Behandlungen und Geburtshilfe nach modernen medizinischen Standards vorzunehmen.
Feierliche Übergabe des Ultraschallgerätes
Am 26. August 2011 wurde unserem Verein in einem feierlichen Rahmen in Berlin ein brandneues tragbares Ultraschallgerät übergeben. Dieses Gerät wurde von Siemens gespendet. Die Kooperation wurde uns erst durch Vivantes ermöglicht. Das Gerät wurde in Guatemala übergeben und wird nun in der Bergregion um Chocruz zum Einsatz kommen.
Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei Ulrike Fellien und Prof. Alfred Holzgreve von Vivantes und Alexander Stanke von Siemens für die Hilfe und die Unterstützung bedanken!
Auf dem ersten Blick hat sich in Guatemala viel verändert. Viele neue und bunte Wohn- und Geschäftshäuser sowie altbekannte amerikanische Fast-Food Ketten begleiten die breite und gut ausgebaute Straße von Guatemala Stadt nach Antigua. Guatemala Stadt hat sich optisch sehr herausgeputzt, saubere Grünanlagen und ein überarbeites Vekehrsleitsystem lassen die Realität eines Entwicklungslandes verschwinden. Vielmehr könnte man denken man durchfahre eine Stadt in den USA. Soweit man nicht die Wege verlässt, welche der gemeine Tourist in der Regel in einer Achse aller Hotspots (Tikal, Lago de Atitlan, Antigua etc.) erfährt, stellt sich keinem Besucher die harte Realität der indigenen Bevölkerung. Vor allem die harte Realtität der Frauen und Kinder bleibt oft verborgen hinter Lehmhütten und schwerbegehbaren Pfaden.
Momostenango, die symphatische Kleinstadt am Rande unseres Projektgebietes hat sich kaum verändert. Sei es das Raumschiff Hotel Otono, der Parque Central mit seinen typisch gelb gestrichenen Fassaden oder der Mercado mit seinen vielen Ständen.
Oben in Chocruz wird man derzeit mit arbeitsamen Geräuschen begrüßt; die Schule des Vereins Funiga wird komplett neu errichtet. Auffallend dabei sind die massiven Betonstützen mit ihren kräftigen Stahleinlagen. Während man den Weg hinunter zum Sportplatz beschreitet wird man von der kompletten Mannschaft des Bauteams begrüßt und mehr und mehr zeigen sich die Umrisse unserer Gesundheits- und Geburtsambulanz.
Am Eingang stehen Marilu und Pati, die uns mit einem Lächeln empfangen. Während unseres Aufenthaltes in Chocruz wird uns ihre Kompetenz und Leidenschaft ersichtlich, welche sie in das Projekt stecken. Seit unserer letzen Begegnung 2013 bzw. 2014 haben sich die beiden Frauen in dieser extremen Machogesellschaft sehr gut entwickelt und können, aus unserer Sicht, einen Beitrag zur Unterstützung der Frauen in ihren verschiedenen Lebenslagen leisten. Pati ist in ihrer Hebammen- und Krankenschwesterntätigkeit sehr professionell. Das bestätigte auch Verena, eine Medizinstudentin aus Berlin, die die letzten vier Wochen ein Praktikum in der Gesundheits- und Geburtsambulanz gemacht hat. Marilu arbeitet sehr korrekt in der Verwaltung der finanziellen Mittel und bildet sich in einem berufsbegleitenden Verwaltungsstudium weiter. Marilu hat vor einigen Wochen geheiratet.
Die Klinik wird von dem guatemaltekischen Verein Kayibal unterstützt. In den letzten beiden Jahren ist leider nicht so viel Initiative von dem Verein ausgegangen. An unserem letzten Tag in Chocruz konnten wir der Vereinssitzung beiwohnen, in der eine neue Vorstandskonstellation gewählt wurde. Pati wurde zur Präsidentin gewählt, Teodoro (Dorfvorsteher) zum Vizepräsidenten, Marilu zur Schatzmeisterin, Mario (Lehrer) zum Schriftführer, Alicia (Lehrerin) zur ersten Sprecherin, Petrona zur zweiten Sprecherin und Edgar (Lehrer) zum dritten Sprecher. Ihre Ziele sind: die Durchführung von mehr Gesundheitstagen, auch unter Einbeziehung der umliegenden Dörfer und Zusammenkünfte mit den Eltern aus Chocruz und Umgebung, um auf die Klinik aufmerksam zu machen. Wir haben vorgeschlagen, mehr Informationsveranstaltungen zum den Themen Hygiene und Familienplanung anzubieten sowie in den umliegenden Dörfern Werbung für die Ambulanz zu machen. Während unseres Aufenthaltes haben wir 1.200 Flyer erstellt und drucken lassen, um diese Maßnahme zu unterstützen. Für die Veranstaltungen hat Kayibal nach einem Beamer gefragt; vielleicht ist das eine gesonderte Spenden-Aktions-Aufgabe für Mirador. Mit Pati als Präidentin hoffen wir, dass Kayibal wieder aktiver wird und sie ihre Ziele in den nächsten zwei Jahren umsetzen können.
Dass der Bedarf an weiteren Krankenstationen in den umliegenenden Dörfern groß ist, zeigte uns eine Anfrage eines Camioneta-Fahrers an unserem ersten Tag in Chocruz. Don Raphael lebt in dem Ort Terra Colorada, der mehr als zwei Stunden Fußweg von Chocruz entfernt liegt. Er lud uns zu sich nach Hause ein und fragte uns, ob Mirador auch in seinem Ort eine Krankenstation bauen kann. Wir sagten ihm, dass der Bau einer Krankenstation nicht das Problem ist, dass aber der Betrieb gesichert werden muss und wir das als kleiner Verein nicht leisten können. Er erzählte uns, dass es vor einigen Jahren einen Verein gab, der eine Krankenstation in seinem Ort bauen wollte, die Einwohner dies aber nicht wollten, weil sie kein Vertrauen in den Verein hatten. Wir schlugen vor, dass er noch einmal mit dem Verein ASODESC Kontakt aufnimmt und sich dann bei uns melden kann, falls unsere Unterstützung in Bezug auf die Akzeptanz notwendig ist. Don Raphaels Tochter Sandra Elisabeth ist ausgebildete Krankenschwester in Guatemala-Stadt. Wir haben unsere Kontaktdaten da gelassen, so dass die Tochter mit uns jederzeit Kontakt aufnehmen kann.
Wir schlugen vor, dass er mit seinem Auto Fahrgemeinschaften bilden kann und Bewohner seines Ortes nach Chocruz in die Klinik fahren kann; wir verwiesen auf die Gesundheitstage, an denen die Behandlung kostenlos ist.
Für die weitere Verknüpfung der Klinik mit den traditionellen Hebammen haben wir uns mit Sandra von Manos Abiertas (Manos Abiertas, deren Direktorin Hannah ist, hat damals Pati und Olga zu Hebammen ausgebildet) und Diana (Hannahs Tochter) getroffen. Beide sind Hebammen. Sie können sich gut vorstellen, Weiterbildungen für die traditionellen Hebammen anzubieten. Sie haben bereits Erfahrungen (gute und schlechte) mit derartigen Projekten. Der grobe Plan sieht vor, jeden Monat einen Workshop in Chocruz durchzuführen. Um die Anwesenheit der traditionellen Hebammen zu gewährleisten, sollen sie mit Instrumenten und Informationsmaterialien ausgestattet werden (Ausleihe). Sandra und Diana gehen davon aus, dass dies ein Anreiz für die Hebammen ist, an den Workshops teilzunehmen, da die traditionellen Hebammen für ihre Arbeit meist nicht bezahlt werden (die Familien haben kein Geld; die Regierung erachtet Hebammen nicht als notwenidg). Sandra wird einen Plan und den Finanzierungsbedarf aufstellen. Für die Startfinanzierung kann Mirador noch 1.000 EUR von Fördergeldern vn genialsozial bereitstellen.
A propos genialsozial: an einem Tag hatten wir Besuch von Anja, eine ehemalige Aktive von genialsozial, die 2011 in der Schülerjury war, als wir unser Projekt in Meißen vorgestellt haben. Sie macht gerade ein Praktikum in Xela. Nach ihrem Besuch beglückwünschte sie uns zu Pati und Marilu. Sie hat in ihrem Projekt in Xela noch nicht so engagierte Menschen, wie die Beiden, kennengelernt.
An einem Abend waren wir in Xela, um uns mir Ariadna und Otto zu treffen. Ariadna ist Chirurgin und Professorin an der Universität in Xela. Otto ist ihr Ehemann und Ariadnas sehr wichtige rechte Hand. Ariadna hat uns 2012 die Ärztin für die Klinik vermittelt. Vor einigen Monaten schrieb uns Aridna, dass es sehr viele Probleme in Chocruz gibt. Erfreulicherweise konnten wir Ängste widerlegen, welche ihr in anderen Projekten schon wahrlich begnet sind. Ihre wichtigste Intention ist, dass wir für unsere engagierte und schwierige Arbeit zur Finanzierung der Gesundheits- und Geburtsambulanz auch auf ein vertrauenswürdiges Verhältnis zum Team in der Ambulanz setzen können. Für diesen weiteren Blick und die Informationen sind wir sehr dankbar.
Weniger erfreulich waren unsere Nachforschungen bei der guatemaltekischen Bank. Hintergrund ist, dass bei den letzten drei Überweisungen von Mirador nach Guatemala das Geld nicht vollständig in Guatemala angekommen ist. Die Recherche ergab, dass die Bank für die Umrechnung von Euro in Dollar und von Dollar in Quetzal eine Gebühr von 5% (!) verlangt. Marilu hat uns eine Aufstellung aller Banken in Momostenango und Xela mitgegeben, so dass wir in Deutschland recherchieren können, welche Bank diese Gebühren nicht verlangt.
Die Reparatur der Solar- und Regenwasseranlage war leider nicht möglich, da zum Einen gerade Trockenzeit ist und somit die Funktionsweise des Wasserkreislaufes nicht vollständig geprüft werden kann und, zum Anderen, der Stromkreislauf durch die Bauarbeiten an der Schule anders gelegt wurde. Eine Instandsetzung ist demnach erst nach den Bauarbeiten und in der nächsten Regenzeit möglich (circa ab Oktober). Juan, der Direktor der Schule, will sich um die Beuftragung der Handwerker kümern. Dennoch haben wir eine Bedienungsanleitung für das Sytem angefertigt und den Verantwortlichen übergeben.
Wir haben nun gute zwei Wochen im Bergland von Guatemala verbracht und dabei viele Menschen getroffen, unendlich viele Gespräche geführt, Probleme aufgetan und Probleme gelöst. Unsere Notfallambulanz „Renate Hänsler, Clinica de Chocruz“ die bereits seit 8 Jahren die Menschen in einer abgelegenen und sehr schwer zugänglichen Gemeinde von Guatemala mit dem allernötigsten an medizinischer und ärztlicher Betreuung versorgt, befindet sich in einem sehr guten Zustand. Hier und da muss natürlich an einer Schraube gedreht werden. Zum Beispiel muss die Bestuhlung, die nach 8 Jahren erste Ausfallerscheinung zeigt, neu angeschafft werden. Pati und Amelia unsere beiden Schwestern und zugleich Klinikmanagerinnen haben einen großartigen Dienst geleistet und leisten ihn weiterhin 5 Tage in der Woche. Zusammen mit unseren Ärztinnen Glenda, Reina und vielen weiteren wurde bereits sehr vielen Menschen geholfen. Aktuell untersucht unsere Ärztin Melissa die Patienten in Chocruz. Dank gilt auch Dr. Ariadna Cifuente. Sie ist Ärztin, Professorin und Unterstützerin der ersten Stunde. Ariadna wird im März zusammen mit einem Ärzteteam einen Gesundheitstag in unserer Klinik durchführen. Besonderen Dank gilt Anna Geißler. Anna ist seit Ende 2019 ehrenamtlich in Chocruz und verbringt eine sehr innige Zeit an unserem Projektort. Anna lebt bei einer Gastfamilie und ist jeden Tag mit Pati und Amelia in der Klinik. Dabei konnte Anna sehr wertvolle Informationen über den Klinikalltag sammeln, welche uns dabei helfen detailliert und sensibel auf die örtliche Situation sowie Befindlichkeiten einzugehen. DANKE ANNA, du hast uns unglaublich viel geholfen. An dieser Stelle sei auch Bela nicht vergessen, Annas Freund, der für 14 Tage zu Besuch ist und sofort nach seinem Eintreffen die Instandsetzung der Photovoltaikanlage sowie unserer Fahrradwasserpumpe in die Hand genommen hat.
Wir hoffen das durch unsere gemeinsame Arbeit vor Ort eine solide Grundlage geschaffen wurde welche die Klinik einen Schritt weiter in Richtung Selbstständigkeit sowie
finanzielle Unabhängigkeit geleitet. Primäres Ziel bei unserer Unterstützung bleibt dabei die Gewährleistung einer qualifizierten Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung rund um Chocruz.